Hast Du dich schon mal gefragt, warum so viele Outdoor-Enthusiasten auf Merinowolle schwören? Diese feine Naturfaser ist längst kein Geheimtipp mehr – und das aus gutem Grund! Merinowolle gilt als wahres Multitalent unter den Funktionsfasern und erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit bei Outdoor-Sportlern. Aber was macht dieses Material so besonders? Warum ist es perfekt für Outdoor-Aktivitäten? Und worauf solltest Du beim Kauf von Merinowolle achten, wenn Dir Nachhaltigkeit am Herzen liegt?
In diesem Artikel nehmen wir die feine Faser genauer unter die Lupe und zeigen Dir, warum Du bei Deinem nächsten Outdoor-Abenteuer auf Merinowolle setzen solltest – und wie Du dabei gleichzeitig die Umwelt und die Tiere schützen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Merinowolle überhaupt?
Die erstaunlichen Eigenschaften der Merinowolle
Merinowolle und Nachhaltigkeit
Worauf Du beim Kauf von nachhaltiger Merinowolle achten solltest
Die besten Anwendungsbereiche für Merinowolle
Richtige Pflege von Merinowolle
Fazit: Darum ist nachhaltige Merinowolle eine smarte Wahl
Was ist Merinowolle überhaupt?
Merinowolle ist ein reines Naturprodukt, das aus dem Fell der Merinoschafe gewonnen wird. Diese besondere Schafrasse ist überwiegend in Australien, Neuseeland und Südafrika beheimatet und zählt zu den ältesten und widerstandsfähigsten Schafrassen der Welt.
Anders als gewöhnliche Schafe können Merinoschafe in extremen Wetterlagen und bei krassen Temperaturschwankungen überleben – von brütender Hitze bis zu eisiger Kälte. Genau diese Anpassungsfähigkeit verdanken sie ihrem speziellen Fell, das wir als Merinowolle schätzen gelernt haben.
Nach ihrer Gründung im Jahr 1995 erkannte die neuseeländische Marke Icebreaker als einer der ersten das Potential dieser Naturfaser für den Outdoorsport und brachte erste Produkte aus Merinowolle auf den internationalen Markt. Seitdem hat sich Merinowolle zu einem absoluten Hit in der Outdoor-Branche entwickelt.
Die erstaunlichen Eigenschaften der Merinowolle
Was macht Merinowolle eigentlich so besonders für Outdoor-Aktivitäten? Hier kommen die Top-Eigenschaften, die Dich begeistern werden:
1. Sie kratzt nicht auf der Haut
Obwohl Merinowolle eine Wollfaser ist, fühlt sie sich auf der Haut weich an und kratzt nicht. Das liegt daran, dass Merinoschafe zu den Feinwoll-Schafen gehören, deren Fell aus besonders feinen, weichen und stark gekräuselten Haaren besteht.
Die Fasern der Merinowolle sind so fein und dünn (viel feiner als menschliches Haar oder die Wolle anderer Schafsrassen), dass sie sich bei Hautkontakt krümmen. Die Nervenzellen unserer Haut empfinden dies als angenehm – und nicht als Kratzen wie bei herkömmlicher Wolle.
Zum Vergleich: Während normale deutsche Wolle eine Feinheit von 28,5 bis 38 Mikron hat, liegt Merinowolle bei nur 14,5 bis 25 Mikron. Je feiner die Wolle, desto angenehmer ist sie auf der Haut.
2. Natürliche Temperaturregulation
Merinowolle ist ein wahres Naturtalent – wärmeregulierend, feuchtigkeitsableitend und antibakteriell. Sie funktioniert praktisch wie eine natürliche Klimaanlage:
- Bei Kälte: Durch ihre gekräuselte Struktur kann die Merinofaser bis zu 85% Luft (bezogen auf ihr Gesamtvolumen) enthalten. Diese eingeschlossene Luft isoliert hervorragend und hält Dich warm.
- Bei Hitze: Die atmungsaktiven Eigenschaften sorgen für ein unglaublich angenehmes Tragegefühl. Bei Wärme absorbieren die Fasern die vom Körper abgegebene Feuchtigkeit und geben sie nach außen ab – Du bleibst angenehm frisch.
Diese Eigenschaft macht Merinowolle zum perfekten Begleiter bei wechselhaften Wetterbedingungen oder bei Aktivitäten mit unterschiedlichen Belastungsphasen.
3. Geruchsneutral auch bei Schweiß
Tolle Neuigkeiten für alle, die ohne Deodorant nicht auskommen: Merinowolle absorbiert Geruchsmoleküle und gibt diese erst beim Waschen wieder frei. Egal wie heiß es ist, Du fühlst Dich den ganzen Tag lang frisch.
Die Geruchsneutralität liegt an zwei Eigenschaften: Dem in Wolle enthaltenen Eiweiß Keratin und an der schuppigen Faseroberfläche der Wolle.
Das bedeutet auch: Du kannst Deine Merino-Kleidung mehrere Tage hintereinander tragen, ohne dass sie anfängt zu müffeln – ideal für Mehrtagestouren oder Reisen mit wenig Gepäck!
4. Schnell trocknend und feuchtigkeitsregulierend
Merinowolle ergibt ein überraschend feines Gewebe, das Wasser schnell abgibt und viel schneller trocknet als andere Stoffe. Das ist besonders praktisch, wenn Du ins Schwitzen kommst oder bei nassem Wetter unterwegs bist.
Die thermoregulierenden Eigenschaften von Merinokleidung spielen ihre Stärken sogar bei Nässe aus, denn die schnelltrocknende Faser kann rund 30 Prozent ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen.
5. Pflegeleicht und knitterfrei
Durch ihre elastischen Eigenschaften ist die Merinofaser extrem knitterfrei. Wenn Du Dein Shirt zum Trocknen aufgehängt hast, ist Bügeln nicht mehr nötig. Auf Reisen brauchst Du Deine Merino-Kleidungsstücke nur eine halbe Stunde aushängen lassen und schon sind sie wieder perfekt. Keine ärgerlichen Knitterfalten mehr durch Rucksäcke oder lange Autofahrten!
6. Langlebig und strapazierfähig
Merinowolle ist 6-mal stärker als Baumwolle. Jede Faser kann über 20.000 Mal geknickt werden, während Baumwolle schon nach 3.200 Mal bricht. Deine Investition in Merinowolle-Kleidung zahlt sich also durch die lange Lebensdauer aus!
Merinowolle und Nachhaltigkeit
Merinowolle ist von Natur aus ein nachhaltiges Material – aber leider nicht automatisch in jeder Form ethisch vertretbar. Deshalb solltest Du beim Kauf genau hinschauen:
Die Vorteile von Merinowolle für die Umwelt:
- Anders als die weit verbreitete Kunststofffaser ist Merinowolle nicht nur zu 100% natürlich, sondern auch eine erneuerbare Ressource. Sie wird von der Natur unendlich nachproduziert, ist biologisch abbaubar und nachhaltig.
- Merinowolle ist ein natürlich nachwachsender Rohstoff. Merinoschafe können bis zu zweimal im Jahr geschoren werden und geben bis zu zehn Kilogramm Wolle pro Tier.
- Im Gegensatz zu Synthetik-Kleidung, die 30 Jahre oder länger braucht, können sich Merinofasern nach 12 Monaten unter der Erde zersetzen. Kein Mikroplastik, keine Umweltbelastung!
- Wenn eine Wollfaser weggeworfen wird, baut sie sich auf ganz natürliche Art und Weise von selbst ab. Über einen Zeitraum von einigen Monaten oder Jahren lösen Mikroorganismen die Wollfasern komplett auf.
Die Schattenseite: Tierwohl bei der Wollproduktion
Beim Thema Nachhaltigkeit lohnt es sich allerdings, genauer hinzuschauen. Zwar ist Merinowolle von Natur aus besonders nachhaltig, doch die Produktion hat auch Schattenseiten.
Der größte Kritikpunkt ist das sogenannte "Mulesing":
Gerade in Australien ist die umstrittene Praxis des „Mulesing" verbreitet. Hierbei wird den Lämmern ohne Betäubung die Haut rund um den Schwanz weggeschnitten, um den Befall mit Fliegenmaden zu vermeiden. Das „Mulesing" ist eine grausame und schmerzhafte Verstümmelung der Tiere und aus Tierschutzgründen entschieden abzulehnen. International wird diese Praxis heftig kritisiert, in Deutschland ist sie verboten.
Worauf Du beim Kauf von nachhaltiger Merinowolle achten solltest
Damit Du sicher sein kannst, dass Deine Merinowolle-Produkte sowohl umweltfreundlich als auch tierfreundlich hergestellt wurden, hier die wichtigsten Tipps:
1. Mulesing-freie Produktion
Achte darauf, nur von Herstellern zu kaufen, die bei ihrer Produktion auf mulesing-freie Schafhaltung zurückgreifen können. Zum Glück wird diese Liste immer länger.
Verantwortungsbewusste, auf Tierschutz und Qualität achtende Markenhersteller von Merinobekleidung wenden sich gegen diese umstrittene Praktik, indem sie ausschließlich Merinowolle aus zertifizierten Zulieferbetrieben kaufen, in denen kein Mulesing angewendet wird.
2. Auf Zertifikate und Siegel achten
Das RWS-Siegel (Responsible Wool Standard) ist ein freiwilliger globaler Standard, mit dem Farmer ihre nachhaltig und artgerecht gewonnene Merinowolle zertifizieren können. Es stellt sicher, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und dass vom Bauernhof bis zum Endprodukt alle Schritte in der Produktion hohen Standards entsprechen.
Wenn Du auf dem Etikett eines Merino-Produktes das Label kbT (kontrolliert biologische Tierhaltung) siehst, kannst Du sicher sein, dass die Wolle aus artgerechter Tierhaltung stammt. Für dieses Siegel gibt es gesetzliche Vorgaben, die unter anderem ausreichend Auslauf, artgerechte Fütterung und eine gute Krankheitsversorgung einschließen.
Begriffe wie „Bio" oder „Öko" sagen erstmal nicht viel über nachhaltige Merinowolle aus. Merinowolle kann sich „bio" nennen, deshalb muss sie aber nicht unbedingt nachhaltig sein. Immer mehr Unternehmen stützen sich daher auf standardisierte Siegel.
3. Auf nachhaltige Hersteller setzen
Viele renommierte Outdoor-Marken setzen inzwischen auf nachhaltige Merinowolle-Produktion:
- Der Outdoorhersteller Ortovox beispielsweise hat strenge Standards für die nachhaltige Produktion fairer Merinowolle entwickelt. Dafür steht das Ortovox Wool Promise.
- Die neuseeländische Marke Icebreaker gilt als Vorreiter in der Produktion und Verarbeitung von Merinowolle, auch weil die Neuseeländer vor allem auf einen nachhaltigen Einsatz setzen und einen guten Umgang mit den Merinoschafen garantieren.
- Das Schweizer Outdoor-Label Rotauf verarbeitet fast ausschließlich Bio-Merinowolle aus Südamerika und strebt an, in Zukunft auch auf den kleinen zugekauften Teil an Bio-Wolle aus Australien zu verzichten. Wolle von Schafen, die mit dem Mulesing-Verfahren behandelt wurden, schließt das Label aus.
4. Qualität vs. Preis
Der Preis lässt oft Rückschlüsse auf das Produktionsverfahren zu. Günstige Merinoprodukte im Billigmarkt sind daher mit Skepsis zu betrachten. Grundsätzlich ist es immer zu empfehlen, von Markenherstellern zu kaufen, die sich für Qualität und ethisch korrekte Wolle einsetzen und engen Kontakt zu den Farmern pflegen.
Die besten Anwendungsbereiche für Merinowolle
Merinowolle ist unglaublich vielseitig einsetzbar. Hier die beliebtesten Anwendungen für Outdoor-Aktivitäten:
1. Baselayer (Unterwäsche und T-Shirts)
Ein Baselayer dient als unterste Bekleidungsschicht und liegt direkt auf Deiner Haut auf. Seine Aufgabe ist es, Deine Körpertemperatur zu regulieren, Dich warm zu halten und Feuchtigkeit nach außen zu transportieren. Aufgrund der Vorteile von Merinowolle liegt es auf der Hand, dass sich diese natürliche „High-Tech-Faser" ideal als Baselayer eignet.
Die dünnsten und leichtesten Merino-Shirts wiegen oft nur 150 Gramm und sind somit perfekt für Aktivitäten bei warmem Wetter oder als erste Schicht im Zwiebelprinzip.
2. Midlayer (Pullover und Fleecejacken)
Auch in Midlayern wie Fleecejacken und Fleecepullovern oder in reinen Merino-Pullovern wird die feine Wolle verwendet. Diese mittlere Schicht sorgt für zusätzliche Wärmeisolation und lässt sich je nach Wetterbedingungen an- oder ausziehen.
3. Socken
Merino-Socken sind ideal für lange Wanderungen, Trekking-Touren oder Skifahren. Sie halten die Füße warm und trocken, verhindern Blasenbildung und stinken auch nach langen Touren nicht.
4. Mützen, Schals und Handschuhe
Dank der hervorragenden Wärmeeigenschaften eignet sich Merinowolle bestens für Accessoires, die Dich bei kaltem Wetter schützen sollen.
5. Mischgewebe für mehr Strapazierfähigkeit
Viele Hersteller bieten Merinowolle-Kleidung an, die mit anderen Fasern gemischt ist. In der Regel werden Kunstfasern eingesetzt, um das Material strapazierfähiger zu machen. Ein kleiner Anteil an Elasthan macht das Material noch dehnbarer und erhöht die Reißfestigkeit. Zudem trocknen Merino-Kunstfaser-Gemische schneller und verbessern den Feuchtigkeitstransport.
Loden – Die perfekte Alternative für Outdoorjacken
Wenn wir schon über nachhaltige Naturstoffe für Outdoor-Aktivitäten sprechen – für Outdoorjacken gibt es übrigens auch einen super Stoff, den Du unbedingt kennen solltest: Loden.
Loden ist sozusagen der "große Bruder" der Merinowolle – ebenfalls ein Wollstoff, aber mit einer besonderen Verarbeitung, die ihn zum perfekten Material für robuste Outdoorjacken macht. Loden wird aus Schafschurwolle hergestellt, die zunächst zu einem Vlies gekämmt, dann zu einem Faden gesponnen und zu einem Tuch verwoben wird. Der entscheidende Unterschied: Das Gewebe wird anschließend "gewalkt" – ein Prozess, bei dem das Material in warmem Wasser gestampft wird, wodurch sich die Wollfasern ineinander verhaken und extrem verdichten.
Das Ergebnis ist ein unglaublich robuster, formstabiler Stoff mit beeindruckenden Eigenschaften für Outdoor-Aktivitäten:
- Wasserabweisend: Durch das Walken und die natürlichen Wollfette (Lanolin) ist Loden von Natur aus wasserabweisend, ohne chemische Zusätze.
- Winddicht: Die dichte Struktur des Gewebes bietet hervorragenden Schutz vor Wind.
- Funkenfest: Anders als synthetische Materialien ist Loden resistent gegen Funken – ideal für alle, die gerne am Lagerfeuer sitzen.
- Geräuschlos: Während synthetische Outdoorjacken oft bei jeder Bewegung rascheln, bleibt Loden lautlos – perfekt für Naturfotografen und alle, die die Stille der Natur genießen möchten.
- Nachhaltig: Als reines Naturprodukt ist Loden biologisch abbaubar und enthält kein Mikroplastik.
Hersteller wie wir bei Petromax haben den traditionellen Stoff für moderne Outdoor-Abenteurer wiederentdeckt und bieten stylische, funktionale Lodenjacken an. Unsere "Deubelskerl" und "Bergmaid" Modelle bestehen zu 100% aus mulesingfreier gewalkter Schafschurwolle und werden komplett in Deutschland hergestellt!
Wenn Du mehr über diesen faszinierenden, nachhaltigen Outdoorstoff erfahren möchtest, schau Dir den ausführlichen Artikel "Was ist Loden? Alles über den warmen & robusten Wollstoff" bei Petromax an.
Richtige Pflege von Merinowolle
Damit Du lange Freude an Deiner Merinowolle-Kleidung hast, solltest Du bei der Pflege ein paar Dinge beachten:
Wenn es um Wolljacken oder Wollpullover aus Merinowolle geht (die Du also nicht wirklich durchschwitzt), reicht es häufig, diese Produkte auszulüften. Die selbstreinigenden Eigenschaften der Wolle machen es möglich!
Wenn Du Deine Merino-Kleidung waschen musst:
- Zum Waschen nimmst Du ein Woll- oder Feinwaschmittel, am besten natürlich ein ökologisches, nachhaltiges Produkt. Wichtig ist, dass es keine Enzyme enthält.
- Du solltest keinen Weichspüler oder Bleichmittel verwenden. Das mögen Merino-Shirts & Co gar nicht.
- Auch einen Wäschetrockner mag Wolle nicht. Am besten trocknest Du die weiche Wolle liegend oder hängend auf einem Wäscheständer.
- Tipp: Ein handelsüblicher Waschbeutel verhindert Löcher in Deiner Merino-Wollbekleidung.
Fazit: Darum ist nachhaltige Merinowolle eine smarte Wahl
Merinowolle ist wirklich ein beeindruckendes Naturprodukt mit zahlreichen Vorteilen für Outdoor-Aktivitäten. Sie reguliert die Temperatur, transportiert Feuchtigkeit, verhindert Geruchsbildung und fühlt sich angenehm auf der Haut an – alles Eigenschaften, die bei Outdoor-Abenteuern Gold wert sind.
Wenn Du beim Kauf auf nachhaltige und tierfreundliche Produktion achtest, ist Merinowolle zudem eine umweltbewusste Alternative zu synthetischen Materialien. Sie ist biologisch abbaubar, ein nachwachsender Rohstoff und bei richtiger Produktion auch mit dem Tierwohl vereinbar.
Achte auf Siegel wie RWS oder kbT, kaufe bei vertrauenswürdigen Herstellern und sei skeptisch bei Billigangeboten. So kannst Du die Vorzüge der feinen Faser mit gutem Gewissen genießen – und Deine Outdoor-Erlebnisse werden noch angenehmer!
Hast Du schon Erfahrungen mit Merinowolle gemacht? Welche Produkte nutzt Du am liebsten? Lass es uns in den Kommentaren wissen!